Trans*
Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt meist aufgrund der Interpretation ihrer Genitalien zugewiesen wurde. Wir verwenden trans* (entlehnt aus den Bibliothekswissenschaften, wo durch ein Sternchen am Ende des Wortstamms alle Begriffe gesucht werden, die mit diesem Wortstamm beginnen) als Überbegriff für alle genannten Begriffe. Manche trans* Menschen empfinden ihren Körper als falsch (körperliche Geschlechts-Dysphorie) und streben eine (teilweise oder umfänglichere) körperliche Angleichung an. Andere trans* Menschen empfinden ihren Körper als richtig und haben vor allem Probleme damit, wie gesellschaftlich von ihrem Körper auf ihr Geschlecht geschlossen wird (soziale Geschlechts-Dysphorie). Manche streben deshalb körperliche Angleichungen an, andere nicht. Auch Inter* können trans* sein, wenn sie eine andere Geschlechtsidentität haben, als die, die ihnen durch Eltern und/oder Medizin etc. zugewiesen wurde.
Begriffsdebatte: Die Verwendung der Begriffe ist umstritten. Es gibt Menschen bzw. Gruppen, die sich als transsexuell bezeichnen und sich deutlich von jeglicher Sammelbeschreibung mit anderen Formen, trans* zu sein, abgrenzen. Sie empfinden die Bezeichnung ‚trans*‘ für sich als diskriminierend. Dabei gibt es keine einheitlich akzeptierte Abgrenzung der Begriffe. Tendenziell wird in Community-Kontexten jedoch der Begriff ‚transsexuell‘ eher für Menschen verwendet, die eine operative Angleichung des Körpers anstreben oder umgesetzt haben. Mindestens eine Fraktion, die alle anderen Beschreibungen jenseits von transsexuell für sich ablehnt, beschreibt Transsexualität als körperliches Phänomen einer Nicht-Übereinstimmung von Gehirn und anderen Körperteilen und lehnt Kategorien wie ‚Geschlechtsidentität‘ strikt ab. Andere lehnen den Begriff ‚Transsexualität‘ prinzipiell als pathologisierend ab, da der Begriff in den diagnostischen Manuals zur Diagnose von psychischen Störung genutzt wird. Die weiteren Begriffe (trans*, transgender etc.) verfolgen zum einen die Abgrenzung vom Sexualitätsbegriff, der im Deutschen das Missverständnis nahelegen kann, Trans*-Sein habe in irgendeiner Form mit sexuellem Begehren bzw. sexueller Orientierung zu tun (hat es nicht!). Zum anderen legen manche Menschen, die die Begriffe Trans*, transgender, transgeschlechtlich oder transident bevorzugen, einen stärkeren Fokus auf die gesellschaftliche Konstruiertheit von Geschlecht. Aber auch dies ist nicht einheitlich. Trans* können verschiedene Geschlechtsidentitäten leben, vgl. trans* Junge, trans* Mann, trans* Frau, trans* Mädchen, non-binary, weder-noch, genderqueer, agender und genderfluid. Eine weitere Kritik an der Verwendung des ‚Trans‘-Begriffs bezieht sich auf die Frage, inwiefern die Unterscheidung zwischen trans* und cis per se diskriminierend ist. Es gilt sorgsam zu erwägen, wann eine solche Unterscheidung notwendig ist (z.B. zur Benennung von Diskriminierung) und wann sie diskriminierend ist und ohne Differenzierung von Männern, Frauen, Jungen, Mädchen und genderqueers etc. gesprochen werden sollte.
Quelle: Debus, K. & Laumann, V. (2020): Glossar zu Begriffen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. URL: https://interventionen.dissens.de/materialien/glossar (zuletzt aufgerufen am 12.06.2022).